Interview mit Jeffrey Bowyer-Chapman


49CAN: Hallo, Jeffrey Bowyer-Chapman. Danke für die Möglichkeit, dieses Interview zu führen. Sie spielen die Rolle des "Private Darren Becker" in der neuen Syfy Serie Stargate Universe. Haben Sie sich von Anfang an für diese Rolle beworben oder hatten Sie ursprünglich eine andere Rolle vor Augen?

JBC: Der gesamte Casting-Prozess hat für mich ziemlich lange gedauert. Im Verlauf von zwei Monaten sprach ich für drei verschiedene Rollen vor. Am Anfang las ich für die Rolle " MSGT Greer", der ja jetzt von Jamil Walker Smith gespielt wird. Ein paar Wochen später riefen sie mich an, um für die Rolle "Sgt.Curtis" (jetzt gespielt von Bradley Stryker) vorzusprechen und am darauf folgenden Tag las ich dann für "Airman Darren Becker" und die Rolle bekam ich dann ja auch. Ich wollte wirklich erst gerne Greer spielen, aber nachdem ich dann gesehen habe, was Jamil aus der Rolle gemacht hat, konnte ich mir dafür keine bessere Besetzung als Jamil vorstellen. Sgt. Curtis war eigentlich als größere Rolle als Becker geschrieben, aber am Ende hatte ich mehr Folgen in der Rolle des "Becker" als ich gehabt hätte, wenn es die Rolle des "Curtis" geworden wäre. Dafür bin ich sehr dankbar.

49CAN: Wie haben Sie sich auf die Vorsprechen vorbereitet?

JBC: Ich kannte das Stargate Franchise schon vor diesem Vorsprechen. Vor ein paar Jahren hatte ich schon mal einen Gastauftritt bei Stargate SG1, also kannte ich die Grundlagen der Serie und die Darsteller. Als ich das Skript von meinem Agenten bekam, las ich alle Rollenbeschreibungen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Die Szene für Greer im Vorsprechen war spektakulär. Ich habe mir überlegt, wer dieser Greer wohl ist und dann meine eigenen Vorstellungen umgesetzt. Als für dieses Projekt gecastet wurde, wollten die Autoren die Schauspieler so sehen, wie sie wirklich sind.

49CAN: Was würde Stargate Universe Zuschauer überraschen, über Ihre Rolle zu erfahren?

JBC: Er ist ein wirklich guter Koch und in der Realität esse ich dreimal täglich in Restaurants.

49CAN: Ihre Rolle bei SGU ist der Chefkoch an Bord der Destiny and Essen ist ja ein Grundbedürfnis. Was können Sie uns über die Essensmöglichkeiten an Bord der Destiny sagen? Ist das dann so eine Art Antiker Nouvelle Cuisine? Was ist Ihr Lieblingsrezept? Und was würde Gourmet, Stargate-Autor und Hobby-Restaurantkritiker Joseph Mallozzi über das Essen an Bord der Destiny sagen?

JBC: Als wir zuerst auf der Destiny eintrafen, hatten wir bezüglich des Essens nur wenige Wahlmöglichkeiten. In den ersten Episoden aßen wir etwas, dass die Cast-Mitglieder liebevoll als "Moop" bezeichneten. Moop besteht aus Proteinpulver und Wasser. Ich musste glücklicherweise nie vor der Kamera etwas davon essen; Bobby (Robert Carlyle) hatte da weniger Glück; er hat sich tapfer und ohne das Gesicht zu verziehen durch mehrere Szenen geschlagen, wo er das Zeug essen musste. Im Verlauf der Staffel konnten wir dann meine kulinarischen Möglichkeiten ausbauen. Wir haben mit Beeren und Früchten von den unterschiedlichen Planeten experimentiert und schließlich begonnen, unsere eigenen Sachen an Bord anzubauen, mit Hilfe einiger cleverer Wissenschaftler. Was Joe betrifft, wäre es sicher zu sagen, dass sein Gaumen zu differenziert ist für das Essen in der Messe der Destiny. Ich schätze "Moop" kann mit Gänseleberpastete nicht mithalten. Aber hey, wir arbeiten mit dem, was wir vorfinden.

49CAN: In welchen Actionszenen waren Sie in der ersten Staffel von SGU dabei?

JBC: In den Pilotfolgen "Air: Part 1 & 2" war Becker beim Angriff auf die Icarus Basis dabei; und dann bei der Reise durch das Stargate auf die Destiny. Diese Szenen waren schon verrückt zu drehen. Der gesamte Cast war da und dann noch ca. 30 Extras. Wir haben 12 bis 15 Stunden am Tag gedreht; wir waren dreckig, blutig und verschwitzt. Das war die erste Drehwoche und der Cast hat sich dabei wunderbar zusammengerauft. Es geht doch nicht über etwas Lebensbedrohliches, um eine Gruppe Fremder zusammenzuschweißen. Ich habe auch ein paar Actionszenen im Finale der ersten Staffel, aber ich möchte da nichts vorwegnehmen… ihr solltet euch das ansehen und dann werdet ihr wissen, was ich meine. Ihr werdet sicherlich nicht enttäuscht werden.

49CAN: Sind Sie zufrieden, wie sich Ihre Rolle im Verlauf der Staffel entwickelt hat?

JBC: Ich fühle mich glücklich, überhaupt ein Teil dieses Projekts zu sein. Vor Stargate Universe habe ich noch einen anderen Film gedreht und sah fast so aus, als müsste ich die Rolle bei SGU ablehnen wegen Terminüberschneidungen. Dann wurde der Drehstart von SGU um eine Woche nach hinten verschoben und so konnte ich den Film fertig machen und gleich am nächsten Tag bei SGU einsteigen. Natürlich würde ich gern sehen, wenn die Autoren meine Rollen in den nächsten Staffeln weiterentwickeln würden. Die Serie hängt sehr von den Rollen ab und der Fokus lag in der ersten Staffel natürlich auf den Hauptrollen. Ich drücke aber die Daumen, dass es in der zweiten Staffel einen größeren Handlungsbogen auch für Becker gibt. Ansonsten ist es aber einfach nur toll, mit dabei zu sein.

49CAN: Wer ist ihr Lieblingsregisseur bei Stargate Universe und warum?

JBC: Oooh...heikle Frage. Wir hatten das Glück, viele fantastische Regisseure in der ersten Staffel dabei zu haben. Viele von denen haben schon viele Jahre Stargate auf dem Buckel. Unter uns würde ich sagen, die Arbeit zusammen mit Andy Mikita ist ein Segen. Er ist solch ein warmes, wundervolles menschliches Wesen. Er hat bei den ersten drei Folgen Regie geführt; dann noch die letzten beiden Folgen und ein paar mitten drin. Peter Deluise ist auch genial. Ich traf ihn vor ein paar Jahren, als ich einen Film zusammen mit seiner Frau (Anne-Marie) machte, also gab's schon ein bisschen Familiarität am Set. Er ist sowohl Schauspieler als auch Regisseur und weiß, wie man mit Darstellern sprechen muss, damit alle wissen, was er braucht und wie er aus allen die beste Darstellung herausholt. Ehrlich gesagt, waren alle Regisseure in dieser Staffel phänomenal.

49CAN: Interaktionen mit anderen SGU Rollen - wer sind Darren Beckers Lieblinge und warum?

JBC: Ich würde sagen, die meisten Interaktionen hat Darren Becker mit 2nd Lt. Vanessa James (Julia Benson). Wir haben einige Szenen, wo wir zusammen in der Messe essen. Was toll ist, weil ich Julia schon seit einigen Jahren kennen; solche Szenen sind dann immer die perfekte Entschuldigung für uns, uns auch zu erzählen, was bei uns im echten Leben so los ist. Außerhalb der Serie würde ich sagen, stehe ich Elyse am nächsten. Wir kannten uns auch schon vor den Dreharbeiten, durch unsere Arbeit als Models, aber während dieser ersten Staffel ist sie ein richtiger Freund für mich geworden. Wir verbringen viel Zeit zusammen, sei es, dass wir zusammen zum Yoga gehen, eine Tasse Kaffee trinken, einkaufen, abendessen, oder uns zusammen mit unseren Freunden Filme ansehen, und uns danach bei Wein und Käse unterhalten. Wir wissen wahrscheinlich jetzt mehr von einander, dass einige Leute von mir wissen, die mich seit Jahren kennen.

49CAN: Was war für Sie die größte Herausforderung bei SGU?

JBC: Ich würde sagen, zu Beginn musste ich herausfinden, wer Darren Becker überhaupt ist und wie er überhaupt in dieses große Schema der Dinge hineinpasst. Aus den Vorsprechen hatte ich eine gute Vorstellung, wer Greer und Curtis waren, aber die Rollenbeschreibung für Becker war viel undifferenzierter. Nach den ersten Folgen kam ich zu dem Schluss, dass er der Typ war, der zur falschen Zeit am falschen Ort war. Genau wie bei Elyses Satz: "Eigentlich sollten wir gar nicht hier sein". Die Leute an Bord der Destiny sind schließlich alle unqualifiziert für die Situation, in die wir da hineingeworfen wurden. Im Laufe der Zeit habe ich dann ein tieferes Verständnis dafür entwickelt, wer Becker wirklich ist und was ihn ticken lässt.

49CAN: Die Destiny ist ein Raumschiff der Antiker, voll mit Antiker-Technologie. Was ist Ihre Lieblingstechnologie (Waffen, Kino, Shuttle, usw.) und warum?

JBC: Der Shuttle war definitiv meine Lieblingstechnologie in der Folge "Light". Becker war der erste Name der in der Lotterie gezogen wurde - als es darum ging, wer in den Shuttle darf und wer auf der Destiny bleiben muss, die auf die Sonne zufliegt. Becker fand es ziemlich gut, an Bord des Shuttles gehen zu dürfen. Die Kinos sind aber auch toll. Es ist eine geniale Art zu zeigen, was sonst noch so an Bord der Destiny los ist. Aber die Küchenausrüstung in der Messe ist meine Lieblingsausstattung. Sie gibt Becker einen Grund, überhaupt da zu sein und ich denke, dort fühlt er sich am wohlsten.

49CAN: Was ist bisher Ihre Lieblingsepisode bei SGU und warum?

JBC: Ich denke, "Light" war genial. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal das Skript dazu las. Mein Herzschlag ging hoch in Erwartung, was als nächstes passieren würde. Ich mag auch Air 1-3, weil das der Anfang von allem war. Die Folgen sind gut gemacht und waren die Vorlage für alles andere, was danach kam. Jetzt, wo die gesamte erste Staffel abgedreht ist, kommen als Lieblingsfolgen noch die letzten beiden Episoden "Incursion: 1 & 2" dazu. Da gibt es so viel Action und Drama und am Ende ist wirklich offen, was nun mit der Destiny und ihrer Besatzung passiert.

49CAN: Die erste Staffel von SGU ist beendet. Wie war die Abschlusparty?

JBC: Die Abschlussparty war bittersüß. Es war das letzte Mal, dass alle, die über die letzten neun Monate zusammen gearbeitet haben, zusammengekommen sind. Es war ein ziemlich großer Saal für uns angemietet worden. In einem wundervollen Restaurant in Yaletown in Vancouver. Es gab Videomontagen von David Blue und Diashows mit Bildern von uns, die während der neun Monate aufgenommen worden waren. Wir werden uns alle in der viermonatigen Winterpause sehr vermissen.

49CAN: Wenn es eine zweite Staffel von SGU gibt, wären Sie dann verfügbar?

JBC: Absolut! Während der Winterpause werde ich für ein paar Monate in Südafrika als Model arbeiten, aber ich habe sichergestellt, dass der Zeitplan so aussieht, dass ich Anfang März für den Beginn der Arbeit mit der zweiten Staffel wieder in Vancouver bin.

49CAN: Gibt es noch andere Projekte aus SGU, auf die wir achten sollten?

JBC: Ich habe ein paar Projekte, die kürzlich heraus gekommen sind; dabei ist auch ein dramatischer Thriller mit Shannen Doherty, mit dem Titel "Encounter With Danger"; dann gibt's da noch eine Cartoonserie namens "Iron Man: Armored Adventures", in der ich die Rolle des "Black Panther" spreche. Mein nächstes Projekt kommt im Frühjahr 2010 raus und trägt den Titel "Dear Mr. Gacy". Dieser Film sit vom Produzenten des Oscar-gekrönten Films "Monster". Er beruht auf einer wahren Begebenheit und ist über den Serienkiller John Wayne Gacy. Es ist einer der besten Filme, bei denen ich je mitarbeiten durfte. Bei "Dear Mr. Gacy" ist übrigens auch Patrick Gilmore mit dabei, der ja auch bei Sgu mitmacht. Den Film solltet ihr euch ansehen.

49CAN: GateCon, Creation Con, Wolf Events, FedCon, ... kann es sein, dass Sie bald mal auf einer Convention auftreten?

JBC: Wenn mich jemand einlädt, komme ich. Ich würde mich freuen, die Gelegenheit zu haben, die Fans der Serie zu treffen. Von allen Serien und Filmen, wo ich bisher mitgemacht habe, sind die Fans von SGU die treuesten und loyalsten. Ich fühle mich gesegnet, ein Teil dieses weltweiten Phänomens zu sein. Wenn ich also irgendwo hin reisen müsste, um dort die Leute zu treffen, die diese Serie als Fans schon solange begleiten, lasst es mich wissen. Ich werde da sein. ;)

49CAN: Vielen Dank und alles Gute für die Zukunft.