Interview mit Torri Higginson (03/2010)


Torri Higginson spielte die Rolle der "Dr. Weir" bei "Stargate-Atlantis" in 60 Episoden. Eine ihrer gegenwärtigen Aufgaben ist es, die Rolle der "Beatrice" in der Shakespeare-Komödie "Viel Lärm um Nichts" in Glendale, Kalifornien zu spielen - eine Produktion von "A Noise Within", einer der führenden US-Theatergesellschaften, wenn es um das klassische Repertoire geht. Die Aufführungen beginnen am 06. März 2010 und enden am Freitag, den 21. Mai 2010; Regie führt Michael Murray. Vorabaufführungen erfolgen seit dem 27. Februar 2010).

Wir sind dankbar, dass sich Torri Higginson die Zeit genommen hat, uns und unseren deutschen Webseitenbesuchern ein paar Fragen über ihr Mitwirken bei dieser Inszenierung zu beantworten.

49CAN: Ms. Higginson, danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, ein paar Fragen zu "Viel Lärm um Nichts" zu beantworten. In der Vergangenheit haben Sie bereits bei Shakespeare-Produktionen wie "Der Widerspenstigen Zähmung" (als Bianca) beim Wolrd Stage Festival und in "Macbeath" als "Lady Macbeth" (Ungarisches Art-Festival) mitgewirkt. Was gibt Ihnen mehr oder ist eine größere Herausforderung - eine Komödie oder eine Tragödie und was mögen Sie besonders an Ihrer gegenwärtigen Rolle der "Beatrice"?

TH: Ich denke, eines der vielen schönen Dinge an Shakespeare ist seine "Gesamtheit". Selbst in seinen Tragödien gibt es manchmal Stellen, wo man lachen kann und es scheint, dass in all seinen Komödien auch immer ein bisschen Tragödie mit dabei ist, um das Ganze etwas zu würzen. Einer meiner Lehrer sagte mir mal: "Shakespeare ist wie das richtige Leben … allerdings ohne all die langweiligen Stellen." Was die Komödien etwas mehr zu einer Herausforderung für mich macht, ist, dass man, bis das wirkliche Publikum da ist, nicht wirklich weiß, was wirkt und was nicht. Wir können tragisch sein, wenn wir allein sind, aber ich denke, Komödien brauchen Zeugen.

Ich denke, die Rolle der Beatrice ist sehr modern. Heute findet man viele Frauen, die sich gegen die Heirat und gegen Kinder entschieden haben, um Karriere zu machen und um ihre Freiheit zu haben. Es ist schwer, alles gleichzeitig zu haben und mit jeder Wahl muss man etwas anderes aufgeben. Ich mag es, wie sie ohne Bedauern ihr Leben feiert. Sie will sich nicht verlieben und dann, als sie entdeckt, dass sie betrogen wurde, jammert sie nicht; sie sieht es sich an, trifft eine Entscheidung und versucht, sich anzupassen. Sie ist sehr stark, unglaublich clever und entschuldigt sich nicht dauernd, wobei das letzte etwas ist, was man selten bei Frauen findet - besonders in der Zeit. Es macht Spaß, die Rolle zu spielen und ich genieße jede Minute davon; sie ist klüger, stärker und witziger als ich dachte und ich bin dankbar, dass ich bis Mai Zeit habe, sie weiterzuentwickeln.

49CAN: Was ist Ihre Lieblingsszene in dieser Komödie und warum?

TH: Anfangs mochte ich die Szene in der Kirche besonders, vielleicht weil ich kürzlich selbst viel Erfahrungen mit Drama und lebensbedrohenden Szenarien gemacht habe. Der Prinz und Graf bei "Viel Lärm um Nichts" erinnern mich manchmal an einige der Aliens bei Stargate .. eine Klasse für sich selbst, die Entscheidungen trifft, die Personen oder sogar gesamte Gemeinschaften ins Verderben katapultieren. Mit der Zeit mag ich aber lieber den ersten Akt, wo Beatrice noch die Kontrolle über ihr Herz kontrollieren kann. Es scheint, dass meine Lieblingsszene jeweils mit meiner täglichen Stimmung wechselt. Diese Woche ist es die Szene mit dem Prinzen, wo er ihr den Antrag macht… Es ist das erste Mal, wo man den Eindruck hat, es könnte eine Art Verkleidung sein, die etwas anderes verdeckt und beschützt.

49CAN:Wie gestaltet sich die Arbeit mit Michael Murray?



TH: Michael ist nett. Sehr geduldig und ruhig. Zwei exzellente Qualitäten im Umfang mit unsicheren Schauspielern, die leicht mal die Ruhe verlieren. Er weiß, was er will, aber er übt keinen Druck aus, um dorthin zu kommen. Er erlaubt einem, den richtigen Weg zu finden, während er einen sanft in die richtige Richtung lenkt. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich mich mit Shakespeare auseinander gesetzt habe und da ist es schon toll, so jemand zu haben, mit solch einem starken Theaterhintergrund und einer ruhigen, geduldigen Art. Die Bühne ist eine echte Herausforderung. Die Zuschauer sind an drei der vier Seiten der Bühne. Seine Regieführung ist ganz darauf ausgerichtet, aber mir ist das erst aufgefallen, als wir auf der wirklichen Bühne waren und nicht mehr im Probenraum.

49CAN: Was unterscheidet diese Produktion von anderen? Ich kann mich an eine Shakespeare-Aufführung von Macbeth erinnern, die ich vor einigen Jahren in Deutschland besucht habe … das sollte ein moderne Aufführung sein und der "moderne" Aspekt war, dass alle Soldaten in Nato-Tarnanzügen unterwegs waren und als Bühnendekoration ein Tarnnetz fungierte. Was können Theaterbesucher von dieser "A Noise Within" Produktion im Hinblick auf Kostüme, Setausstattung und den künstlerischen Ansatz von Regisseur und Darstellern erwarten?

TH: Es ist eigentlich eine traditionelle Produktion. Wir haben es zeitlich ins Jahr 1900 verlegt, aber es spielt immer noch in Italien, wo Shakespeare es auch angesiedelt hatte. Ich mag es, wenn Leute es aktualisieren und in einen modernen Kontext packen (er war sehr modern in seiner eigenen Zeit und wage die Spekulation, dass er es jetzt wahrscheinlich genau so machen würde.) Ich habe aber auch selbst schon Produktionen gesehen, wo es nur um der Modernisierung Willen modern gestaltet wurde. Ich glaube, es muss da einen sehr starken Grund geben, dass zu tun und dass sollte dann auch dem Publikum klar gemacht werden, damit es versteht, warum die Geschichte in eine bestimmte Zeit hinein verlegt wurde.



49CAN: Auf welche weiteren Ihrer Projekte sollten wir noch ein Auge haben? Stehen vielleicht auch noch Convention-Auftritte an?

TH: Nun ja, mit diesem Stück bin ich bis Mitte Mai beschäftigt. Vom 9.-11. Juli bin ich auf der Shore Leave Convention in Maryland. Vom 23.-25. April gebe ich Autogramme in Burbank während der "The Hollywood Collectors Show" und ansonsten sehe ich zu, dass ich damit beschäftigt bin, mich zu beschäftigen - da gibt's immer eine Mischung aus verschiedenen Dingen. Ich höre immer mit einem Ohr, ob nicht vielleicht das Telefon klingelt.

Ich habe immer schon darüber nachgedacht, für welches Genre Shakespeare wohl schreiben würde, wenn er heute leben würde. Bei welchem Genre hätte er die meiste Freiheit, seine politischen und philosophischen Ideen auszudrücken und so viele Menschen wie möglich zu erreicen? Ich würde darauf wetten, dass er sich für das Scifi-Genre entschieden hätte.



Danke für Ihr Interesse und die Zeit. Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass diejenigen Leser, die in LA leben oder im betreffenden Zeitraum dort sind, den Weg zu uns ins Theater finden und sich vielleicht auch noch ein paar andere Stücke von "A Noise Withing" ansehen. Es ist eine tolle Produktionsgesellschaft, die vor 18 Jahren von Schauspielern ins Leben gerufen wurde und voll von Leuten steckt, die alles das Gleiche wollen… Geschichten erzählen.

Herzlichst, Torri

Copyright of Photos: Craig Schwartz
ANoiseWithin Productions, Glendale, CA