Interview mit Jacqueline Samuda

Jacqueline Samuda arbeitet als Schauspielerin, Autorin, Regisseurin und Produzentin. Sie engagiert sich bei der Pacific Cinematheque und bei der Organisation "Women in Film&Video Vancouver". Zusätzlich unterrichtet sie noch im Fach "Drehbuchschreiben" an der Vancouver Film School. Wir sind dankbar, dass Jacqueline Samuda trotz eines engen Terminplans Zeit gefunden hat, uns ein paar Fragen zu beantworten.

49CAN: Nach einigen Gastauftritten als "Nirrti" bei Stargate SG-1 im Zeitraum von 1999 bis 2003 - wie war es da nach so langer Zeit zum Set zurückzukommen um beim DVD-Film "Stargate:Continuum" mitzuwirken. Können Sie uns etwas über ihre Szenen im Film erzählen, ohne all zu viel preiszugeben?

JS: Es war wunderbar wieder zurück zu sein. Vom Moment des Anrufs von Brad Wright über die Kostümproben mit der brillianten Designerin Christina McQuarrie bis zur Arbeit am Set mit der Crew. Es war wie ein Familientreffen und als ob gar keine Zeit vergangen war. Ich hatte eine tolle Zeit am Set. Es ist nur ein kurzer Auftritt, aber ich denke, die Stargate Fans werden Spaß daran haben, Nirrti wieder zusehen, mit einer kleinen Selektion an anderen "Schurken". Ich habe ja nicht anderen "Goa'uld" zusammengearbeitet, außer Cronos und Yu, also hatte ich viel Spaß, auch mal andere Bösewichte aus vergangenen Episoden kennenzulernen.

49CAN: Neben "Ba'al" scheint Nirrti einer der wenigen "Goa'uld" zu sein, die überleben. Was denken Sie über die Entwicklung Ihrer Rolle, in der Serie und dann im Film?

JS: Was kann ich da sagen? Ich würde natürlich am liebsten noch mehr machen. Es war toll, zu "Fair Game" eingeladen zu werden und dann als unsichtbarer Eindringling in der zweiten Episode aufzutauchen und zu lernen, was Nirrti alles so in der Zwischenzeit gemacht hat. Es hat geholfen, die Storyline für Metamorphosis zu entwickeln um dann zu sehen, was sie wissenschaftlich so drauf hat. Wir haben sogar darüber gesprochen, Nirrti nach Metamorphosis noch mal auftreten zu lassen, aber dann haben sich die Geschichten irgendwie anders entwickelt. Ich möchte nicht allzu viel vom Film vorweg nehmen, aber es gibt ein signifikantes Elemente in der Prämisse des Films, der Nirrti erlaubt, dort zu sein.

49CAN: Die Kostümbildner von Stargate haben eine tolle Arbeit geleistet mit den Kostümen von Nirrti? Welches Kostüm mochten Sie am liebsten und warum?

JS: Die Kostüme waren alle so gut geschnitten - das sieht man nicht oft in der Fernsehwelt. Das erste Kostüm in Fair Game hatte einen Body mit Halbedelsteinen drauf - das war schon toll. Ich fühlte mich mächtig und glücklich. Ich mag auch das Outfit, was ich im Film trage. Das komplette Kostüm wurde zunächst aus Musselin (ein Baumwollstoff) gemacht, um den perfekten Sitz zu erreichen und dann wurde das Musseline-Kostüm benutzt, um das Muster für das endgültige Kostüm zu machen. Tolle Arbeit.



49CAN: Sie schrieben das Skript für die Stargate Episode "Metamorphosis". In den folgenden Staffeln von Stargate waren weniger und weniger Frauen im kreativen Prozess (Schreiben und Regieführen) involviert. Denken Sie, die Serie hätte einen anderen Dreh bekommen, wenn mehr weiblicher Einfluss im Schreib- und Regie-Department gewesen wären?

JS: Ich wünsche mir grundsätzlich mehr Frauen in entscheidenden kreativen Positionen in diese Industrie, und nicht nur in den traditionellen Abteilungen wie Kostüm oder Makeup/Haare. Dazu gehören Produzente, Autoren und Regisseure. Es ist eine große Welt da draußen und eine Menge Stargate Fans sind Frauen. Etwas mehr weibliche Sensibilität in Serie fände ich sehr ansprechend. Ja, ich glaube, Frauen in Schlüsselpositionen bewirken eine weitere Perspektive, insbesondere beim Schreiben. Daher halte ich es auch für wertvoll, wenn man auf mehr multikulturelles zurückgreifen kann. Wenn's um Kreativität geht - je weiter das Netz ist, desto mehr interessantes Potential kann man einfangen. Vielleicht hätte es dann mehr weiblichen Charaktere gegeben oder mehr facettenreichere weibliche Charaktere, facettenreiche Geschichten. Ich denke allerdings, dass die Serie ein paar sehr gute weibliche Rollen geschaffen hat, daher auch ein Lob an das Team, das dies möglich gemacht hat.

49CAN: "Women in Film & Video,Vancouver" unterstützt und ermutigt weibliche Filmemacher, Schauspielerinnen, Autorinnen... Wo sehen Sie den Hauptschwerpunkt Ihrer Arbeit dort? Ist die Situation für Frauen im Filmgeschäft in Vancovuer schwieriger als in anderen Filmmetropolen? Gibt es vielleicht "kanadische" Hinternisse (Mentalität, Gesetze, etc.), denen Frauen in Kanada im Filmgeschäft begegnen können?

JS: Wir heißen seit kurzem "Women in Film and Television Vancouver". Ich gehören dem Beirat an und arbeite mit anderen an einer Task Force, zu der auch die gegenwärtige Präsidentin der Organisation, Danika Dinsmore, gehört. Unter anderem machen wir Reviews von Statistiken, die kürzlich hier im Rahmen einer Studie erhoben wurden. Die Kampagne heißt: "Please adjust your Set." Weitere Fakten dazu gibtb es auf der dazugehörigen Webseite. www.pleaseadjustyourset.com. Die Studie fand heraus, dass nur 7 % der Regisseure in British Columbia Frauen sind. Die Statistik hier in Vancouver ist aber ähnlich wie anderswo auch. Ich weiß nicht, wie sich das in Europa verhält. Der Frauenanteil bei den Autoren liegt bei 30 %, aber es gibt Ungleichheiten bei der Bezahlung. Ich mache immer einen doppelten Ansatz: einmal persönlich und einmal bezogen auf die Gruppe. Ich versuche immer, so gut zu sein, wie es geht, auch gegen eventuelle Widerstände. Dann gehe ich Partnerschaften mit Organisationen ein, um positive Energie zu sammeln und um als Mentor für die nachfolgende Generation zu dienen. Vielleicht gibt es ein paar Hindernisse für mich als Frau als für einen Mann mit ähnlichen Qualifikationen und Talenten, aber ich bin froh, dass ich in diese Industrie arbeite, die ich ja so mag und ich bin auch froh, eine Frau zu sein.

49CAN: Pacific Cinematheque - was ist der Schwerpunkt hier?

JS: Das ist eine kulturelle Organisation, die so ähnlich funktioniert wie ein Museum für Kunst. Es bewirbt die bewegten Bilder und feiert Beispiele aus Gegenwart und Vergangenheit, aus internationalen und innovativen Quellen. Man kommt zu uns, um Filme von Fellini, Truffaut oder Kurosawa zu sehen oder andere moderne Stücke, die sonst in normalen Kinos nicht laufen würden. Man könnte es eine Marktnische nennen. Aber wir hoffen, es räumlich weiter ausbauen zu können, um auch Empfänge dort durchführen zu können. Wir möchten eine integrierende Beziehung zu Filmemachern und Kinobesuchern in Vancouver ermöglichen.



49CAN: Sie arbeiten gerade an "Bread", ein Film, den sie geschrieben haben und wo sie auch Regie führen werden. Was können Sie uns über dieses Projekt erzählen?

JS: Es geht um eine junge Frau, die bei Werbespots mit ihrer Stimme mitwirkt. Sie gerät völlig aus der Bahn, als ihr elektronischer Begleiter, PDA (Terminplaner, Emails, Musik, Videos) kaputt geht. Sie lebt in einer technologisierten Welt, wo menschlichen Beziehungen selten sind und das Leben ein bisschen isoliert ist. Und sie geht auf eine Reise, um wieder in Berührung mit ihren Gefühlen und der Realität zu kommen. Aber es ist sehr lustig.

49CAN: An welchen anderen Projekten arbeiten Sie sonst noch?

JS: Ich schreibe gerade an einem Film mit zwei Kollegen von hier, einem Schauspieler (Zak Santiago) und einem DJ. Vor einigen Jahren ist den beiden etwas tragisches passiert und das verarbeiten wir jetzt. Es ist aber ein bisschen fiktionalisiert, weil es immer noch nicht zu Ende ist. Ich habe dann noch eine wiederkehrende Rolle in der Serie "L-Word", wo ich eine konservative Talkshowmasterin spiele. Es ist eine lustige Rolle und ich habe bisher zwei Episoden gemacht. Dann mache ich auch noch Voiceover, was ich auch sehr gern mache. Ich bin sehr beschäftigt.

49CAN: Wenn man die Atmosphäre am Set bei Stargate mit der bei anderen Produktionen vergleicht (z.B. bei L-Word, Bionic Woman oder Davincis Inquest), gibt es etwas, dass die Stargate Produktionen heraushebt?

JS: Viele der Leute dort arbeiten schon so lange mit, dass sie einfach kurze Kommunikationswege haben. Es ist ein friedvolles und doch lustiges Set. Es ist schon selten, zur Arbeit zu kommen und noch genug Zeit zu haben, ins Kostüm zu schlüpfen und dann direkt zum Set gerufen zu werden, um den Auftritt abzuliefern. Es ist eine gut geölte Maschine. Normalerweise zieht man sich um und dann wartet man stundenlang, bevor man seinen Auftritt hat. Beim Stargate Set sind die Schauspieler in den Hauptrollen schon so lange dabei und viele haben auch Theatererfahrung, so dass sie sehr fokussiert arbeiten können, aber trotzdem bleiben sie spielerisch.



49CAN: Kanadische vs. US TV-Serien: Kanada hat "Intelligence", "Corner Gas", "Davinci", "The Collector", "Cold Squad"; aus den USA gibt es "Stargate", "Galactica", "L-Word", und noch vieles mehr. Was ist Ihrer Meinung nach an kanadischen Produktionen besonders im Vergleich zu Serien, in die US-Geld fließt und die ihre US-Stars mitbringen?

JS: Nun, einige halten Stargate für eine kanadische Serie, weil sie von Kanadiern in Kanada geschaffen wurde. Aber natürlich sind es US-Gesellschaften, die es finanzieren und ausstrahlen. Die anderen Serien, die erwähnt wurden, werden hier gedreht unter Mitwirkung von substantiellen kanadischen Fachkräften. Diese Crews sind wirklich toll und sie helfen, den richtigen Ton für die Produktionen, die hier gedreht werden, zu setzen. Die echten kanadischen Produktionen haben hier weniger den Anspruch in den Hauptrollen Darsteller zu haben, die mit Topmodells konkurieren können. Vielleicht sind deshalb die Besetzungen manchmal interessanter. Die erfolgreichsten Momente in kanadischen Serien sind die Momente, wo Authentizität gesucht wird - wo weniger der Akzent auf der Suche nach Sensationalität gelegt wird. Es kommt einem manchmal etwas kleiner vor, aber das muss nicht unbedingt schlecht sein - das hängt aber vielleicht auch vom jeweiligen persönlichen Blickwinkel ab.

49CAN: Sie haben bei kanadischen Filmen wie zum Beispiel "Delicate Art of Parking" als Skripteditor mitgewirkt. Was denken Sie, was macht die kanadischen unabhängige Filmszene und besonders die in British Columbia zu etwas besonderem?

JS: Nun ja, Vancouver hat mittlerweile die Reifephase als Entertainment-Metropole erreicht. Es ist zur Zeit ziemlich interessant hier. Bis vor kurzem gab es noch nicht viele große Unternehmen hier, die Filme machten. Mittlerweile gibt es aber eine Reihe von Produktionsgesellschaften unterschiedlicher Größen - von der Ein-Mann-Firma bis hin zur großen Firmen, die sich selbst nach dem Vorbild des amerikanischen Studiosystems aufbauen. Was ich für toll in Vancouver halte, ist, dass die Leute auf den obersten Ebenen der Unternehmen alle in Kontakt mit einander stehen. Es ist nicht schwer für einen Solo-Produzenten, auf die Bosse der großen Firmen zuzugehen, oder man trifft sich auf einem der Filmforum bei Filmfestivals und bespricht sich dort. Es gibt weniger Elitedenken hier als anderswo.

49CAN: Wenn Sie wählen könnten, welche Rolle würden sie gern mal spielen und warum?

JS: Ich habe bereits auf der Bühne einige Charaktere gespielt, die mich sehr zufriedengestellt haben und mir unvergessliche Erfahrungen bescherten. In beiden Fällen waren die Charaktere etwas außerhalb der Gesellschaft angesiedelt und in beiden Fällen waren sie herzzerreißend traurig und gleichzeitig aber auch lustig. Ich hoffe, dass ich eines Tages mal im Film oder im Fernsehen eine Rolle spielen darf, wo beides, Trauer und Freude, gleichzeitig vertreten ist.

49CAN: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.
(Copyright der Fotos: Stargate Fotos -> MGM)