Theater-Review: The Drowsy Chaperone
The Drowsy Chaperone
Regie: Max Reimer

Musikalischer Direktor: Lloyd Nicholson

Musiker: Nick Apivor, Derry Byrne, Thomas Colclough, Rod Murray, Lloyd Nicholson

Darsteller: Jay Brazeau, Gabrielle Jones, Nora McLellan, Thom Allison, Mark Burgess, Lauren Bowler, Timothy Gledhill, Tsholo Khalema, Shawn Macdonald, Laird Mackintosh, Nathalie Marrable, David Marr, Neil Minor, Ryan Reid und Debbie Timuss.

Lieder: Overture, Fancy Dresses, Cold Feets, Show Off, As We Stumble Along, Aldolpho, Accident waiting to happen, Toledo Surprise, Message from a Nightingale, Bride's Lament, Love is always Lovely, I do, I do in the Sky, As We Stumble Along (Ende)


The Drowsy Chaperone
Nach eigenen Angaben versucht Jay Brazeau mindestens einmal pro Jahr auf der Bühne des Vancouver Playhouses zu stehen. In dieser Saison kommt er in dem Broadway Musical "The Drowsy Chaperone" voll zum Zug. Jay Brazeau, den man aus Filmen und Fernsehserien, die in Vancouver gedreht wurden, kennt, steht in "The Drowsy Chaperone" als "Mann in Chair" auf der Bühne. Über ihn läuft die Rahmenhandlung, in die das Musical eigentlich eingebettet ist; Jay Brazeau leitet praktisch durch das gesamte Werk und ist als Erzähler in jeder Szene präsent. Am Ende tanzt er sogar mit dem gesamten Ensemble. Aber worum geht es eigentlich in dem Stück, dass seit 1999 aufgeführt wird?

Ein einsamer Mann, eben der Mann im Stuhl, flieht aus seinem trüben Alltag in sein Lieblingsmusical. Sobald er die Nadel auf der Schallplatte hat, werden die Szenen aus dem Musical für den Mann und somit auch für die Theaterzuschauer lebendig. Das Musical selbst spielt in der Zeit der 20er Jahre und ist eine romantische Komödie, die typisch für diese Zeit ist, voll von Verwechselungen, Missverständnissen und natürlich voller Tanz- und Gesangsnummern. In dem Stück will ein Broadway Star ihre Karriere für die Liebe ihres Lebens aufgeben und der Produzent sieht seine Felle schwimmen; ihm sitzen Gangster im Nacken, die erwarten, dass das nächste Projekt des Produzenten ein voller Erfolg wird. Diese Gangster sind in diesem Stück als Köche getarnt. Dann gibt's in dem Stück noch einen italienischen Liebhaber, der gekonnt mit übertriebenen Gesten und gewundener Sprache auftritt. Weitere Charaktere sind: die überforderte Gastgeberin, deren Hausdiener, der Bräutigam, der Trauzeuge des Bräutigams, ein Filmsternchen und natürlich die Person, die dem Stück den Titel gab: die schläfrige Gouvernante (the Drowsy Chaperone).
The Drowsy Chaperone
Das Stück macht sich ein wenig über die Zeit der 20er Jahre und den damaligen Theater- und Musikgeschmack lustig. Es macht aber auch Spaß zuzusehen, wie sich Darsteller von heute in den Rollen von gestern wiederfinden. Die Gesangs- und Tanzeinlagen sind sehenswert. Bei den Steppeinlagen fiel allerdings auf, dass einige Darsteller noch einen kleinen Trainingsrückstand aufweisen. Was aber gestattet sei, denn die Vorstellung, die wir uns angesehen haben, war noch ein Preview - also eine Vorführung vor der eigentlichen Premiere. Eine Vorstellung, wo noch verschiedenes ausprobiert und geändert werden kann. Nach Auskunft von Jay Brazeau gab es im Anschluss an die Aufführung noch eine halbstündige Unterredung mit dem Regisseur Max Reimer, der auch schon bei Serien wie z. B. MacGyver Regie geführt hat.

Nach unserem Eindruck muss aber eigentlich nichts geändert werden. Alles, was in den 100 Minuten ohne Pause dargebracht wurde, war gut.

Das Bühnenbild war wie für das Vancouver Playhouse nicht anders zu erwarten, sehr filigran und zerlegbar, mit einigen Raffinessen wie einem verschiebbaren Bett, womit man die darin befindlichen Personen einfach am Ende der betreffenden Szene nach hinten wegschieben konnte.

Die Kostüme, sofern sie nicht dem Fundus des Playhouses entnommen werden konnten, wurden wieder von Pat Smith und ihren Kolleginnen aus der Kostümabteilung geschneidert und gemäß den Entwürfen der 20er Jahre gestaltet. Hier fielen insbesondere die Hochzeitskleider der Schlussszene ins Auge.

Das Stück weist so viele Facetten auf, dass man am besten nicht ganz so nahe an der Bühne sitzt. Reihe 9 war schon fast zu weit vorne. Um den vollen Eindruck zu bekommen, sind sicherlich Plätze in der Mitte weiter hinten besser. Man gerät sonst in Gefahr sich nur auf einen Bühnenabschnitt zu konzentrieren und so andere Szenen ggf. zu verpassen.

"The Drowsy Chaperone" läuft noch im Playhouse bis zum 27.12.2008. Wer durch die Vorweihnachtszeit swingen möchte und sich im betreffenden Zeitraum in Vancouver aufhält, sollte dieses Stück auf keinen Fall verpassen.

Wir drücken Jay Brazeau und seinen Kolleginnen und Kollegen für alle weiteren Vorstellungen die Daumen.